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MOMLIFE | Stillen bei Baby No.2 – Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt

Bei meinem ersten Kind war das Stillen für mich ein Muss und nicht ein Kann. So hat es schon im Krankenhaus begonnen. Die Betreuung durch die Kranken- und Säuglingsschwestern nach der Geburt war für mich damals alles andere als schön. Ich fühlte mich unter Druck gesetzt, am meisten aber von mir selbst. Schon in der Schwangerschaft mit meinem Erstgeborenen habe ich mir in den Kopf gesetzt, dass ich stillen werde. Ein halbes Jahr, nicht länger. In meiner naiven Vorstellung dachte ich mir, dass ich mein frisch geborenes Baby einfach an meine Brust anlegen und nähren konnte. Ganz ohne Schmerzen, ganz ohne Qual und völlig unkompliziert. Schmerzen hatte ich tatsächlich keine, denn den Milcheinschuss hatte ich bei Maximilian damals kaum gespürt. Qualen dafür schon. Allen voran seelische, keine körperlichen.

Stillen ist nicht die einfachste Sache der Welt! Auch wenn die Werbeindustrie dies vielen frisch gebackenen Mamas weiß machen möchte.  Stillen ist ein Lernprozess bei Mutter und Kind. Manche sind dabei geduldiger als andere und verlieren ihren Mut nicht. Für mich war Stillen bei Max – wie schon gesagt – ein Muss, ein Kampf ab der ersten Sekunde. Ein Kampf, den ich nach zwei Wochen voller Unsicherheit, Tränen, tiefer Traurigkeit, Wut über mich selbst und über die fehlende Betreuung letztendlich dank Stillhütchen gewonnen habe. Dennoch, meine Erfahrung beim ersten Baby haben ein paar Narben hinterlassen.

Ich weiß noch genau wie groß meine Panik war, als eine Schwester mein zwei Tage altes Kind mit einem Fläschchen füttern wollte. Wie schlimm es für mich war, alle drei Stunden ins Stillzimmer zu gehen, Max anzulegen, abzupumpen und mit PRE-Nahrung und meiner mühselig abgepumpten Muttermilch zuzufüttern. Ich habe so viel geweint. Ich war enttäuscht von mir selbst, weil es nicht gleich klappte. Enttäuscht, weil mir niemand in aller Ruhe zeigte, wie ich mein Kind anlegen sollte. Dann kam das Stillhütchen hinzu, das mich ebenso verunsicherte. Zuhause angekommen wusste ich nicht, ob ich es weiterhin nehmen sollte oder nicht. Ich erstellte Listen mit Stillabständen, weil ich doch immer gehört hatte, dass man einen Säugling alle drei Stunden stillen muss. Warum wollte Max aber stündlich an die Brust? Lag es am Hütchen? Lag es an mir? Irgendwann habe ich es dann geschafft, meinen Kopf abzuschalten und einfach zu stillen. Das Brusthütchen hatte auch Vorteile: zB keine Wunden Brustwarzen. Dennoch war es manchmal umständlich, mit diesem Silikonhütchen zu stillen, denn ich musste es ja immer extra vorher „befestigen“ und konnte dann erst meinen hunrigen Sohn anlegen.

Heute muss ich darüber schmunzeln. Über meine Unsicherheit in der Öffentlichkeit zu stillen. Darüber, dass ich vor wenigen Wochen wirklich noch der Meinung war, ich würde weiterhin mit Mulltuch über der Schulter abgeschieden von anderen Personen im Restaurant auf einem extra Platz mit Stillhütchen stillen. Bei Alexander ist alles anders. Ganz anders…

Was war ich froh, als ich fast genau vor zwei Jahren meinen ersten Sohn Max abstillen konnte. Ich mochte das Stillen bei Max nicht sonderlich. Für mich war es ein Füttern. Ein Nähren. Keine intime Geste voller Verbundenheit und Nähe, wie ich es von vielen Mamas gehört oder gelesen hatte. Vielleicht lag das an den Stillhütchen oder daran, dass wir beide auf dem falschen Fuß gestartet sind. Stillen war schlichtweg nix für mich.

Bei meinem zweite Kind, unserem kleinen Alexander, der jetzt schon vier Monate alt ist, sieht die Sache schon ganz anders aus. Wie sagt man so schön? Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt! Ich würde das Sprichtwort gerne umwandeln in: Beim ersten Kind kommte es anders, beim zweite rennt es wie geschmiert! So ist es jetzt bei uns. Alles ist anders, schöner, entspannter und fröhlicher. Ohne Qual, ohne Muss, ohne Kampf. Ein Kann. Ich kann meinen Zweitgeborenen stillen und ich stille gerne. Sehr gerne.

Ich würde nicht so weit gehen und sagen, dass ich Stillen liebe oder jetzt zu einer Langzeitstillerin mutiere. Nein, denn ich persönlich bin immer noch der Meinung , dass Vollstillen oder Stillen mit Beikost bis sechs Monate ausreichend ist. Allerdings habe ich nun auch kein großes Problem damit, auch bis ins siebente oder achte Monat zu stillen, solange es nur morgens oder abends ist, wenn alle anderen Mahlzeiten durch Brei ersetzt wurden. An der Beiskost sind wir dran, hatten aber einen holprigeren Start als bei Max. Der hat mit 17 Wochen schon fleißig Löffel für Löffel meiner selbstgekochten Breie verschlungen. Sein kleiner Bruder ist da etwas zurückhaltender und findet eher gefallen daran, ein Stück Gemüse abzulutschen. Deshalb haben wir nun doch zwei Wochen Pause eingelegt und starten Anfang Dezember wieder mit einem zweiten Anlauf bei Beikost und BLW. Ich habe genügend Zeit, Alexander auch. Genau das macht den Unterschied aus. Ich bin als Zweifachmama nämlich jetzt viel geduldiger geworden und stresse mich nicht mehr. Und dieser Umstand änderte bei Baby No.2 einfach alles!

Es hat schon damit begonnen, dass ich die Geduld aufbrachte, einen Versuch ohne Stillhütchen zu wagen. Dies lag unter anderem an meiner wahnsinnig tollen Hebamme, die mich nach meiner ambulanten Geburt bis zu vier Wochen betreute. Ohne sie hätte ich es nicht geschafft, denn am zweiten Tag zuhause, als Alexander an meiner Brust dauernuckeln wollte und ich keine Minute Schlaf fand, während meine Brustwarzen bereits wund waren und bluteten, habe ich zum Stillhütchen und verzweifelt zum Fläschchen gegriffen. Nur kurz schlafen. Ein bisschen Kraft tanken. Das war aber auch das einzige Mal, dass mein Zweitgeborener eine PRE-Nahrung bekam. Denn am nächsten Tag besuchte mich Katharina, meine Hebamme, und gab mir Mut. Ich weinte erneut. Von mir selbst enttäuscht, dass ich schon wieder weinte, obwohl ich doch schon wusste wie es war, kamen immer mehr Tränen. Einen Tag lang, dann war das vorbei. Ein bisschen Trauer gehört zu einer wunderschönen Geburt dazu. Ein bisschen Unsicherheit, ein bisschen Stressabbau, ein bisschen Loslassen.

Meine Hebamme half mir beim Loslassen und versicherte mir, dass ich Alexander auch ohne Stillhütchen füttern konnte. Ich solle es versuchen, trotz wunder und sehr schmerzender Brustwarzen, die bei jedem Anlegen höllisch weh taten. Sie gab mir unglaublich praktische Tipps, beispielsweise mit Stilleinlagen und Schlauchverband eine Art Donut zu basteln, den ich dann in meinen Still-BH legen und somit die wunde Brustwarze schonen und beim Heilen helfen konnte. Ich bekam kalte Kompressen, Salben und allen voran eine große Portion Mut. Ich möchte mich hier noch einmal bei Katharina Klima bedanken und kann euch – wie bereits geschildert – eine ambulante Geburt beim zweiten Kind mit entsprecheder Hebammenbetreuug sehr empfehlen.

Ich versuchte also ohne Stillhütchen zu stillen und es klappte. Bis heute, knapp zwanzig Wochen, stille ich voll und ohne Hütchen. Alexander wächst, ist glücklich und ein unheimlich entspanntes Still-Baby. Das Stillen ist so anders als bei Max. Ich stille ausschließlich in der Wiegehaltung und manchmal sogar morgens, wenn ich im Bett liege. Vor zwei Jahren war das undenkbar. Genauso wie das Stillen ohne Tuch zum Abdecken. Mir ist es jetzt wirklich sowas von egal wo ich stille, wann ich stille und wer mir auf die Brust glotzt. Ich gehöre zwar zu den Mamas, die gerne diskret stillen, aber dennoch keinen Affentanz mehr aufführen, um einen Busenblitzer zu vermeiden. Das wäre mir zu umständlich, das will ich nicht mehr. Ich bin 31 Jahre alt und Mutter von zwei Kindern. Ich verstecke mich beim Stillen nicht!

Wie lange habe ich nun also vor zu stillen, wenn alles viel harmonischer abläuft? Ich könnte doch nun einfach länger stillen, es stört ja niemanden. Alexander schläft seit vier Wochen in seinem eigenen Zimmer und ich stehe einmal in der Nacht auf und gehe zu ihm rüber. Ansonsten stillen wir in der Früh, am Vormittag, Mittag, Nachmittag und vor dem Schlafengehen etwas mehr. Sehr praktisch, sehr entspannt. Trotzdem will ich meine Freiheit zurück.

Einfach einmal wieder abends mit den Mädels essen gehen, ohne vorher abpumpen zu müssen. Nach über einem Jahr hätte ich nun auch wieder Lust auf ein Gläschen Wein. Ich möchte wieder normale BH’s tragen und mich bei der Wahl meiner Kleidungsstücke nicht durch stilluntaugliche Schnitte einschränken lassen. Wenn ich so wie derzeit unter Zahnschmerzen oder mal unter Kopfweh leide, helfen mir leider nicht alle Medikamente, da die stillkompatiblen Tabletten nunmal nicht sehr stark dosiert sind. Und ich möchte gerne wieder die Pille nehmen, denn die zwischemenschliche Beziehung zu meinem Mann ist auch wichtig und darf nicht vernachlässigt werden. Es gibt zwar Präperate zur Verhütung, die während des Stillens eingenommern werden können, aber ich möchte diese Hormondosis nicht über die Muttermilch an meinen Sohn weitergeben. Das habe ich bei Max nicht getan und das mache ich bei Alexander auch nicht. Die paar Wochen kann ich nun auch noch warten, das ist nicht schlimm. Ich merke dennoch, dass ich mich ein wenig nach Unabhängigkeit und Freiheit sehne. Wieder mehr Frau, als stillende Mama zu sein. Deshalb gilt für mich nach wie vor, Langzeitstillen ist nicht mein Ding. Muss es auch nicht sein.

Ich bin schon gespannt, wann genau ich Alexander abstille. Ob es nach Silvester oder doch erst zu Fasching sein wird, wird sich zeigen. Mit meinen Zeilen möchte ich jenen Mamas Mut geben, die beim ersten Kind schlechte Erfahrungen gesammelt haben und bei denen Stillen nicht so gut geklappt hat. Beim zweiten Mal kann alles anders sein. Ihr selbst habt euch verändert und euer Baby ist auch nicht das gleiche. Vielleicht habt ihr einen geduldigeren Säugling oder einen, der schneller trinkt. Vielleicht versucht ihr es beim zweiten Mal auch ohne Stillhütchen oder ihr bleibt bei der altbewehrten Methode. Völlig egal. Hauptsache ihr fühlt euch wohl und setzt euch nicht allzu sehr unter Druck. Denn vergesst nicht, ihr macht einen ganz wunderbaren Job, mit Leidenschaft und viel Herzblut, vielleicht mal unter Tränen oder mit einem seeligen Lächeln, aber bestimmt mit ganz viel Liebe.

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