Wir hatten unser Terrassenprojekt (hier) abgeschlossen, mein Mann hatte sein letztes Uni-Wochenende und muss erst wieder im September die Studienbank drücken und auch sonst hatte ich eine schöne Woche mit einem ausgeglichenen großen Bruder und viel Zeit, die ich mit ihm verbringen konnte, ehe ich mich zweiteilen müsste. Wir waren bereit.
Heute erzähle ich euch in einem kurzen Geburtsbericht, wie der kleine Mann in unser Leben stürzte und berichte über die ambulante Geburt, die ich mir bereits in der Schwangerschaft innig gewünscht habe und die tatsächlich geklappt hatte.
Am Samstag Nachmittag haben wir noch ganz entspannt mit Freunden gegrillt und abends ein Spiel der EM geguckt. Mein Mann ist etwas früher ins Bett und ich habe noch bis 22:30 Uhr mit Riesenkugel und mächtigen Hitzewallungen durchs Fernsehprogramm gezappt. Als ich mich dann eine Viertelstunde später ins Bett legte und die Augen schloss, spürte ich ganz plötzlich das erste starke Ziehen im Bauch.
Nach dem Fehlalarm ein paar Tage zuvor (mehr darüber hier), war ich anfangs eher skeptisch, hab mich fast schon bockig auf die Seite gedreht und versucht zu schlafen. Wehen waren das jetzt bestimmt keine. Aber nix da. Natürlich konnte ich kein Auge zu machen. Die Zeit verging und gegen Mitternacht habe ich dann meinen Mann geweckt, da die Wehen (es waren also wirklich welche) tatsächlich nach einer Stunde immer stärker wurden und alle 3-4 Minuten kamen. Ich wollte aber unbedingt bis 2:00 Früh warten, ehe wir uns auf den Weg ins Krankenhaus machen würden, weshalb ich mich im Wohnzimmer aufs Sofa gelegt habe. Als das Ziehen im Bauch immer intensiver wurde, baten wir meinen Schwiegerpapa zu uns, der sich auf der Couch sein Schlaflager aufschlug und Maximilian am Morgen mit zu sich nehmen würde. Mein Mann und ich fuhren mit der gepackten Kliniktasche und großer Hoffnung darauf, den kleinen Bruder von Max endlich kennenzulernen, ins Spital. Hoffentlich würden wir nicht wieder mit leeren Händen nach Hause fahren. Um 2:15 Uhr kamen wir in der Geburtshilfeabteilung an und sofort war klar, wir waren nicht die einzigen werdenden Eltern, da bereits zwei Gebärzimmer belegt waren.
Eine Hebamme bat uns in ein Extrazimmer zum altbekannten CTG und kontrollierte den Muttermund. Dieser war leider immer noch bei 1cm und die Wehen kamen zu unregelmäßig bzw. zeigte das Gerät wieder kaum Intensität an, obwohl sie schon recht stark waren. Meine Hoffnung sank zwischenzeitlich und ich befürchtete erneut einen Fehlalarm. Als dann aber plötzlich eine Wehe mit irrsinnig starkem Druck nach unten kam, platzte mir auch schon mit einem Schwall um 2:50 Uhr die Fruchtblase. Eine riesengroße Erleichterung stieg in mir auf, denn ich wusste nun, – wie auch bei Maximilian vor zwei Jahren – dass die Geburt in Gang gesetzt war und ich nicht mehr nach Hause geschickt werden konnte. An diesem Sonntag war es tatsächlich soweit, wir würden zweifache Eltern werden. Die Aufregung und Vorfreude stieg an, genauso wie der Respekt vor den Schmerzen, die mich nun erwarten würden, denn ich wusste ja, wie es war. Wie schmerzhaft Wehen sein konnten und wie lange sich eine Austreibungsphase mit Presswehen anfühlen konnte. Bei Maximilian dauerte es ab Blasensprung 6 Stunden inklusive 40 Minuten Presswehen, ehe unser Erstgeborener zur Welt kam. Ich war nun also sehr gespannt, wie lange es bei Alexander dauern würde, da mir bereits des Öfteren gesagt wurde, dass die zweiten Kinder meist schneller zur Welt kommen.
Gegen 3:45 Uhr wurden wir ins Vorwehenzimmer geschickt. Da das Fruchtwasser miesfärbig war, wurde mir zur Sicherheit Antibiotika verabreicht und das dauerte leider etwas, weil die Hebammen keine geeignete Vene fanden und der Tropf ziemlich langsam war. Im Wehenzimmer angelangt, versuchten wir erst mal ein wenig zu schlafen, was wieder mal nicht klappte. Die Wehen wurden immer stärker und intensiver. Anderthalbstunden später, also gegen 5:15 Uhr, bat ich dann meinen Mann darum, die Hebamme zu holen, da die Wehen alle 2-3 Minuten kamen und meine Beine unkontrolliert zu zittern begannen. Fünf Minuten später lag ich mit einem Muttermund, der gerade einmal 4cm geöffnet war, auf dem Geburtsbett im Gebärzimmer und erneut wurde mir das CTG umgehängt. Mittlerweile dämmerte es und die Vögel zwitscherten, während eine angenehme kühle Briese ins Zimmer kam.
Cozy Nest via donebydeer | Beißring Giraffe via Truls & Trine |
Fünfzehn Minuten später wurde erneut das CTG kontrolliert, jedoch war die Hebamme nicht zufrieden. Immer dann, wenn eine Wehe angezeigt wurde, sank der Puls unseres Babys, obwohl er dann eigentlich in die Höhe schnellen sollte. Sie bat mich also, mich von der linken Seite auf der ich lag, nach rechts rüberzudrehen. Und dann passierte alles ganz plötzlich. Innerhalb von wenigen Minuten wurden die Schmerzen immer stärker und ich hatte ziemlich damit zu tun, die Wehen zu veratmen. Um 5:45 Uhr kamen mir auch schon die ersten schmerzgeplagten Rufe über die Lippen und ich sagte ganz verzweifelt zu meinem Mann, dass ich plötzlich diesen starken Drang hatte zu pressen, was doch noch gar nicht sein konnte, da der Muttermund doch noch lange nicht offen genug sein konnte. Die Wehen waren aber wirklich gnadenlos, kamen in extrem kurzen Abständen, ich konnte nicht locker lassen und verkrampfte mich so stark, dass ich erneut verzweifelt darum bat, die Hebamme zu holen, die leider mit den anderen gebährenden Müttern beschäftigt war. Als sie um 5:50 Uhr endlich wieder ins Zimmer kam, staunte sie nicht schlecht, da der Muttermund sich plötzlich auf 8cm geöffnet hatte. Sie sagte mir, ich solle locker lassen und nicht mitpressen, aber ich war vollkommen in Trance und verwirrt, weil alles so schnell ging und konnte mich kaum noch entspannen. Innerhalb weniger Minuten half mir die Hebamme dabei, den Muttermund ein Stückchen weiter aufzudrücken, sagte plötzlich zu meinem Mann, der erneut eine irrsinnig große Stütze war, fleißig mit mir mitatmete und meine Hand hielt, dass wir den Kleinen gleich da hätten. Wir waren beide völlig verwirrt, weil es bei Max ab vollständig geöffnetem Muttermund ja noch wahnsinnig lange dauerte, aber wir vertrauten ihr. Als dann endlich die Worte „Jetzt! Pressen!“ kamen, war ich erleichtert und mobilisierte alle meine Kräfte. Eine weitere Wehe kam, der Druck nach unten stieg, mein Kopf war wie leergefegt und mit einem Mal kam unser Alexander auf die Welt. Ganz plötzlich, nach nur zwei Presswehen und innerhalb von wenigen Minuten waren wir frisch gebackene Zweifach-Eltern. Der schönste Moment stand mir aber noch bevor, nämlich jener, als mir mein Baby auf die Brust gelegt wurde, ich die Wärme spüren konnte und dieses frisch geborene, wunderschöne Menschlein ganz fest an mich drücken durfte. Erneut konnte ich keinen klaren Gedanken fassen, war einfach nur zufrieden, im Einklang, erschöpfte und über glücklich.
Mit eine Größe von 55cm, einem Gewicht von 3555g und einem Kopfumfang von 36cm kam Alexander am Sonntag um 06:07 auf die Welt. Die Geburt ging schnell, war sehr schön, wenn natürlich auch schmerzhaft und nachdem ich von den Ärzten versorgt wurde, durften wir auch schon ausgiebig kuscheln und wurden gegen halb 9 ins Zimmer gebracht. Da die Geburt sehr gut verlief, spontan und ohne Schmerzmittel bzw. Komplikationen, standen die Chancen auf eine ambulante Geburt hoch. Ich wollte unbedingt am selben Tag noch nach Hause gehen, weil ich mir den Krankenhausaufenthalt sparen wollte, um gleich von Anfang an mit meiner kleinen Familie in unserem zuhause zusammenwachsen wollte. Da bei Alexander und mir sechs Stunden später alles in Ordnung war, konnten wir tatsächlich um 14:00 Uhr nach Hause fahren. Was war ich erleichtert!
Natürlich wird nun einige interessieren, wie das erste Zusammentreffen der beiden Brüder verlaufen ist. Mein Mann hat Maximilian um 10:00 Uhr von den Großeltern abgeholt und ist dann gleich zu mir und Alexander ins Spital gefahren. Als ich meinen Erstgeborenen im Zimmer stehen sah, brachen bei mir alle Dämme und ich musste vor Freude, Rührung und Glück weinen. Max war anfangs eher etwas schüchtern, kletterte aber gleich zu mir aufs Bett und blicke ganz verdutzt auf das kleine Baby hinab. Wir erklärten ihm, dass das nun sein Bruder sei und er war auch sofort interessiert, streichelte dem kleinen Baby über die Wange und lachte dabei. Der große Bruder war zuerst etwas überdreht, weil er doch recht unsicher war, nahm es aber ganz gut auf, dass ich den Kleinen in der Hand hielt und ihn stillte. Sofort wollte er wissen, was denn jetzt passierte und war dann doch mehr daran interessiert mit dem Papa im Krankenhaus spielen zu gehen.
Als ich endlich aus dem Spital entlassen wurde, legten wir uns sofort alle vier ins Bett und holten eine ordentliche Portion Schlaf nach und genau dieser Moment, als ich mit meiner kleinen Familie, die nun komplett war, ein Nickerchen machte, zeigte mir, dass es gut war, zuhause zu sein. Maximilian fühlte sich nicht ausgeschlossen, war sofort integriert, konnte seinen Bruder „beschnuppern“ und uns alles fragen, was er wollte. Bereits am Abend gab er Alexander ein Bussi vorm Schlafengehen und war ab diesem Zeitpunkt ein stolzer großer Bruder, der sich sofort sorgte, wenn Alex weinte und ganz führsorglich und verständnisvoll mit ihm umging.
Für mich war die ambulante Geburt vor allem deshalb eine gute Entscheidung, weil ich in meinem eigenen Bett schlafen konnte, ohne von vier anderen Mamas mit Babys geweckt zu werden. Weil ich mich in meiner eigenen Dusche waschen konnte. Weil ich meine Umgebung hatte und eine tolle Hebamme die mich in der ersten Woche fünf Mal besuchen kam und mir eine große Stütze war. Es war einfach die beste Entscheidung beim zweiten Kind nach Hause zu gehen, weil man mehr Sicherheit und Routine im Umgang mit Kindern hat und weil es daheim einfach am allerallerschönsten ist.
Mittlerweile ist der kleine Bruder schon zwei Wochen bei uns. Das Wochenbett habe ich dieses Mal viel angenehmer empfunden, das Stillen klappt nach ersten Startschwierigkeiten hervorragend und meine kleine Familie und ich hatten eine wunderbare erste Zeit zusammen. Das Leben als Mama mit zwei Kindern ist anders und dann doch wieder nicht. Es fühlt sich wirklich so an, als wäre unser Alexander schon ewig bei uns und gleichzeitig auch nicht. Zwei Wochen als Zweifachmama bedeutet zweimal so viel Liebe, Sorge, Geborgenheit und Wärme. Ich bin unendlich dankbar für zwei gesunde Buben und einen Mann, der eine immens große Unterstützung ist und ohne den ich die ambulante Geburt bestimmt nicht so angenehm empfunden hätte. Danke.
die FREUDE als meine Gedanken zu dir. Genieße die Zeit, das Geschenk der Liebe als Familie.
Oh, wie schön du das geschrieben hast.
ich musste zeitweise echt mit den Tränen kämpfen, weil ich so gerührt war!
Ich wünsche Euch alles erdenklich gute!
LG Anni
Sehr schöner Text und toller Bericht. Danke… Eine Bekannte von mirhat sogar beim ersten Kind eine ambulante Geburt gewählt und ist auch sooooooo glücklich gewesen. 😀
Sehr schön geschrieben. War sehr berührt/ gerührt davon. Wir bekommen im nächsten Jahr auch unser zweites Wunder 🙂 einfach schön zu lesen, das alles super geklappt hat und ich freue mich sehr für euch. Ich wünsche euch vier alles, alles Gute und Liebe und das alles so weiter für läuft, wie bisher. Bin immer fleißig am lesen, was du schönes schreibst. Freue mich immer sehr, wenn ich wieder was von dir lesen kann 🙂
ohhhhhh ich hab Pippi in den Augen <3
So schöne Worte <3
Ich stehe kurz vor meiner ersten Entbindung (nur noch 10 Tage bis zum errechneten Termin…) und habe jedes einzelne Wort aufgesogen und dabei ein paar Tränchen verdrückt! Auch wenn ich schon sehr nervös bin, bin ich auch extrem gespannt auf dieses Erlebnis!
Alles Gute weiterhin für Dich und Deine Familie!